Die meisten Sicherheitsvorfälle wirken im Nachhinein wie plötzliche, unvorhersehbare Katastrophen – ein Hackerangriff, der Server lahmlegt, ein Brand im Rechenzentrum, ein Datenleck, das tausende Kundendatensätze betrifft. Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Die Vorzeichen waren oft lange vorher da. Kleine Warnsignale, übersehene Schwachstellen, ignorierte Zwischenfälle. Die Kunst der Informationssicherheit besteht nicht nur darin, schnell auf Vorfälle zu reagieren, sondern Gefährdungen so früh zu erkennen, dass es gar nicht erst „knallt“. Prävention ist immer günstiger, einfacher und weniger riskant als Schadensbegrenzung im Nachhinein. Doch dafür braucht es ein systematisches Vorgehen, das Gefahrenquellen sichtbar macht, bewertet und priorisiert.
Gefährdungen zu erkennen beginnt mit einer klaren Definition dessen, was im eigenen Unternehmen überhaupt als Gefährdung gilt. Das ist nicht immer trivial. In der Informationssicherheit kann eine Gefährdung vieles sein: ein technischer Defekt, ein menschlicher Fehler, eine organisatorische Lücke, ein Naturereignis oder eine gezielte Angriffshandlung. Oft sind es nicht die spektakulären Bedrohungen aus den Schlagzeilen, die den größten Schaden verursachen, sondern banale, alltägliche Schwächen. Ein nicht installierter Patch, der seit Monaten eine bekannte Sicherheitslücke offenlässt. Ein Mitarbeiter, der sensible Daten unverschlüsselt per E-Mail verschickt. Ein Lieferant, der keinen Notfallplan hat. Wer diese Gefahrenpotenziale nicht aktiv sucht, läuft Gefahr, sie erst dann zu entdecken, wenn sie ausgenutzt werden.